
Der Stummfilm “Frau im Mond” (1929) ist neben “Metropolis” der zweite große Science-Fiction-Film des legendären Regisseurs Fritz Lang. Ein visuell aufwendiges Meisterwerk und ein damals großer Kassenerfolg, trotz der gerade hereinbrechenden Tonfilmära. Indes ist „Frau im Mond“ weitgehend vergessen und im Schatten von Langs anderem großen Science-Fiction-Klassiker geblieben.
Komponist Simon Stockhausen hat zur „Frau im Mond“ eine neue Musik erschaffen und wird seine Improvisationen und Klanginstallationen im Kino-Saal live darbieten.
Der letzte Stummfilm des legendären Fritz Langs, ein epischer Science-Fiction-Krimi über die Suche nach Gold auf dem Mond und die aufregende Reise dorthin, bekommt durch diese Vertonung einen neuen, aufregenden Bezug zu unserer Zeit, ein einzigartiges Erlebnis für Cineasten und Musikliebhaber gleichermaßen.
Die Deutschen fliegen zum Mond – im Jahr 1929! An Bord der Rakete: Wissenschaftler, Ingenieure, Abenteurer. Aber auch ungebetene Gäste: der Spion einer Wirtschaftsmacht, die das Mondgold unter ihre Kontrolle bringen will, ein kleiner Junge, der sich als blinder Passagier an Bord geschlichen hat. Und zwei Liebende, die nicht zueinander finden dürfen.
Fritz Lang legte – im Rahmen des damaligen Kenntnisstandes – größten Wert auf eine wissenschaftlich fundierte Darstellung der technischen Details von Start, Flug und Landung sowie der Mondlandschaft. Als wissenschaftliche Berater engagierte er die Physiker Hermann Oberth und Willy Ley, die damals tatsächlich an Weltraumraketen arbeiteten und überzeugt waren, ein wie im Film dargestellter Mondflug könne in allernächster Zukunft realisiert werden. Kuriose Randbemerkung: Fritz Lang erfand für die über 30-minütige Startsequenz der Rakete den mittlerweile bei allen Starts dazugehörigen Countdown.
Die beeindruckende Mondlandschaft wurde in einer 123 Meter langen und 56 Meter breiten Halle in den Studios von Neubabelsberg aus Ostseesand errichtet, der allerdings vorher jedes Mal einem komplizierten Reinigungsvorgang unterzogen wurde, damit er die gewünschte Farbe erhielt. Zu den Gästen der Filmpremiere im Oktober 1929 im futuristisch geschmückten Ufa-Palast am Zoo gehörte auch Albert Einstein.
Simon Stockhausen, Sohn des berühmten Komponisten Karlheinz Stockhausen, einem Pionier der elektronischen Musik, und der Künstlerin Mary Bauermeister, hat bereits mit sieben Jahren begonnen zu komponieren und spielte mit 13 Saxophon im Ensemble des Vaters. Er hat zahlreiche Werke komponiert, darunter auch Soundtracks für Kurzfilme und TV-Dokumentationen, und arbeitet als Komponist und Klangkünstler.
„Mit einem ‚komprovisierten‘ Soundtrack aus elektronischen Klängen, Perkussionsinstrumenten, Sopransaxofon, Stimme, Alltagsgeräuschen und Live-Elektronik werde ich mich auf die Suche nach der Frau im Mond begeben. An einigen Stellen wird der Klang selbst die Regie übernehmen und die Bildsprache von Fritz Lang neu belichten, verzerren, rhythmisieren, surrealisieren.“ (Simon Stockhausen)
In seiner kompositorischen Arbeit macht Simon Stockhausen sich den jeweils aktuellen Stand der Computertechnik zunutze. Ihn interessiert vor allem die potenzielle Musikalität der Geräusche und die Erforschung des Klangs in all seinen Dimensionen. Texturen, Rhythmen und Harmonien werden durch Klangsynthese aus Geräuschen abgeleitet und anschließend in Kompositionen verarbeitet. Durch grundlegende Vorgänge z. B. bei Zeitparametern, die dynamische Veränderung durch Kompression und die Möglichkeit, Aufnahmen rückwärts abzuspielen, werden aufgenommene Klänge verändert, das heißt prozessiert. Dieser Ansatz kann musikwissenschaftlich als „kompositorische Klangsynthese“ beschrieben werden [siehe: Attila Kornel (2015): „(Er-)Finden der Musik – Kompositorische Klangsynthese bei Simon Stockhausen.“] Er nutzt gefundene Klänge als Material, um Musik zu erzeugen, in der sich die Grenzen zwischen Pop, Jazz, Elektronik und Neuer Musik auflösen. Die Vorbereitung des Materials mithilfe der kompositorischen Klangsynthese ist hierbei längst Teil des Kompositionsprozesses einer Musik, die Sprache von ihrer Aussage lösen und Geräusche musikalisieren kann.
Die Veranstaltung wird präsentiert durch www.ohrfilm.com
